Vor-Ort-Treffen bei :metabolon

Am 4. Juni 2025 fand das vierte Vor-Ort-Treffen unseres Netzwerks beim Reallabor :metabolon in Lindlar statt. Bereits im Eingangsbereich wurden wir von imposanten und kreativen Kunstwerken aus Abfall begrüßt.

Kunst metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Roboter metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Kunstwerk aus Müll metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE

Der Tag begann mit einer Vorstellungsrunde bei der sich schnell Austauschpotenzial zu zahlreichen Themen wie transdisziplinärer Forschung, der Speicherung von Wasserstoff sowie rechtlichen Hürden zeigte. Annette Göddertz, Geschäftsführerin des Bergischen Energiekompetenzzentrums :metabolon, veranschaulichte im Rahmen einer Präsentation die vielfältigen Forschungs- und Lehrbereiche am Standort.

Präsentation metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE

Schnell wird klar, dass Circular Economy bei :metabolon ganzheitlich betrachtet wird: von gesellschaftlicher Akzeptanz über technologische Machbarkeit, den administrativen Rahmen sowie die ökonomische und ökologische Wirksamkeit.

Beim Rundgang bestätigte sich, dass es sich wahrhaftig um ein "lebendes Reallabor" handelt. Wir konnten verschiedenste Testungen zu Ressourceneffizienz und -schonung, Abfallvermeidung und zirkulärer Wertschöpfung live erleben; anschaulich verpackt und für jedermann verständlich. Uns erwartete eine unendliche Themenvielfalt:

 

Abfallaufbereitung und Wiederverwertung

  • Aufbereitung von Biomüll: Leider wird im Biomüll immer noch einiges entsorgt, was da nicht hineingehört, sodass zunächst insbesondere Glas und Metall entfernt werden muss, bevor es in die Vergärungs- und Kompostieranlage geht. Hier entsteht nicht nur neue Erde für den Garten- und Landschaftsbau sondern auch Energie aus Abwärme.
  • Rostaschenaufbereitung: Auf dem Gelände befindet sich auch eine Rostaschenaufbereitungsanlage, in der die bei der Verbrennung von Hausmüll entstandene Rostasche in Eisen- und Nichteisenmetalle separiert wird, um Ressourcen wiederverwenden zu können. Auch die Müllverbrennungsasche wird weiterverwendet, beispielsweise zur Herstellung von Beton
  • Der gesammelte Altschrott wird dem Markt wieder zugeführt
  • Die kreative Wiederverwertung von "Abfällen" spielt auf dem gesamten Gelände eine große Rolle. Viele in den Gebäuden oder Ausstellung verwendete Produkte waren eigentlich für die Müllkippe vorgesehen. Doch hier auf dem Gelände erhalten sie ein zweites Leben, wie beispielsweise Drainagerohre aus Österreich, die nun als Rutschen dienen.
Rutschen aus Müll metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE

Zirkuläres Bauen

o   Haus der Nachhaltigkeit: In dem aus Holz gebauten, an anderen Orten wiederaufbaubarem Haus, in dem auf den knapp 30 Quadratmetern unten eine Ebene zum Leben (Küche, Bad, Wohnbereich), in der Mitte zum Arbeiten und oben zum Schlafen besteht, lebt von Februar bis Juli ein Proband. Das Haus reguliert die Temperatur selbst. Auf dem Dach befindet sich Begrünung zur Dämmung. Eine Infrarotheizung, die auch als beschreibbare Tafel dient, erwärmt statt der Luft den Körper. Die Toilette ist so ausgestattet, dass das Wasser vom Waschbecken in der Spülung wiederverwendet wird.

Haus der Nachhaltigkeit metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Toilette metabolon
  • Auch das zweite Modellhaus mit Schwerpunkt Technik ist auf flexiblen „Stelzen“ gebaut, um auch bei auf Deponien üblichen Absackungen des Untergrundes, das Gebäude stabil halten zu können. Zur Energiegewinnung verfügt es über eine PV-Anlage auf den Flachdächern und Solarflachziegeln an der Fassade sowie eine Wärmepumpe.
© Jennifer Gerwing / MWIKE

Lernstandort mit Schülerlabor und kindgerechtem Lernen

  • Eines der bedeutendsten und gleichzeitig am häufigsten unterschätzten Elemente der Arbeit ist die Vermittlung von Wissen für Menschen jeden Alters. Nur durch eine bewusste Sensibilisierung der Gesellschaft kann das Prinzip der zirkulären Wirtschaft erfolgreich umgesetzt werden. So hat sich im Laufe der Zeit nicht nur ein umfassendes Informationsangebot für engagierte Unternehmer*innen und Forschende etabliert, sondern auch speziell für Kinder: Im Schülerlabor erwartet die kleinen Entdecker*innen eine interaktive Rallye mit dem charmanten Kompostwurm Leppel und sprechenden Mülltonnen, die spielerisch das Thema Nachhaltigkeit lebendig machen. Mit packenden Lernvideos wird komplexes Wissen zu Abfallvermeidung, Recycling, Klima, Energie und Ressourcen verständlich und spannend vermittelt. Regelmäßig strömen Schulen und Kindergärten aus der Umgebung hierher, um inmitten eines abwechslungsreichen Geländes aktiv zu lernen. Und weil Bewegung der Schlüssel zum Lernen ist, locken zahlreiche Attraktionen: aufregende Spielplätze, Trampoline, Rutschen, ein geheimnisvolles Miscanthus-Labyrinth und ein Barfußpfad, der alle Sinne anspricht. Mittlerweile besuchen über 9000 Schüler*innen, von der Grundschule bis zur Oberstufe jährlich die Leppe Deponie und können altersgerecht Aspekte aus Biologie, Physik, Chemie in Verknüpfung mit der Abfallwirtschaft erlernen.
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Bildungskoffer metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Rutsche metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
  • Die Treppe war ursprünglich lediglich der Weg zur Aussichtsplattform und Rutsche. Mittlerweile nutzt der FC Köln die 360 Stufen der Recycling-Achse mit einer 25-prozentigen Steigung gerne für Trainings. Für weniger Sport affine Besucher*innen macht eine informative Mülltonnenausstellung den Aufstieg der 400 Meter langen und 100 Meter hohen Treppe attraktiver.
Mülltonne metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Treppe metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE

Forschung

  • In Forschungsgemeinschaften werden praxisrelevante Themen, wie die Abfallkostenreduzierung für Unternehmen, behandelt. In der :bergischen rohstoffschmiede wurden bereits gemeinsam mit Unternehmen aus der Region zahlreiche zirkuläre Produkte entwickelt. Die Forschungsprojekte zur zirkulären Wertschöpfung werden vorwiegend von der TH Köln durchgeführt.
Zirkuläre Produkte metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Forschungshalle metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
  • In einem Auffangbecken wachsen die sogenannten „Lepper Algen“, die das Sickerwasser aufbereiten. In der Forschungshalle werden diese Algen weiter erforscht. Getrocknet können die Algen energetisch genutzt werden. Auch Kinder züchten bei :metabolon ihre eigenen Algen.
Wasser Auffangbecken metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE
Flore bei metabolon
© Jennifer Gerwing / MWIKE

Fauna und Flora

  • Als sogenannten „Beifang“ präsentierte Frau Göddertz die Artenvielfalt und die trockenresistenten Pflanzen. Auf dem Gelände leben seltene Insekten und Schmetterlinge. Auch über 1000 Pflanzenarten, darunter Mammutbäume, befinden sich auf dem Gelände, die insbesondere das Interesse von Forstbotaniker*innen wecken. 

 

:metabolon ist längst nicht mehr die unliebsame Deponie. Nach dem erfolgreichen Imagewandel zum Innovationsstandort hat sich die Einstellung der Bevölkerung grundlegend verändert: Das Reallabor mit 200 Mitarbeitenden genießet große Anerkennung und zahlreiche Freiwillige bieten sich stolz als Gästeführer*innen an. Dank moderner PV-Anlagen auf den Dächern ist der Standort komplett energieautark. Der Wandel gelang insbesondere durch die Mittel der Europäische Union für regionale Entwicklung (EFRE).

 

Welche Erkenntnisse hat Digi-Sandbox.NRW gewonnen?

  1. Forschungsprojekte sowie Erprobungen unter realen Bedingungen müssen transdisziplinär gedacht werden. Nehmen Sie die lokalen Akteure mit ins Boot!
  2. Ein ökologisches Umdenken führt zu Einsparungen (u.a. Abfallkostenvermeidung / Ressourceneinsparung). Nur durch die Betrachtung aller drei Nachhaltigkeitsdimensionen kann Circular Economy gelingen.
  3. Seien Sie der Nukleus des Wandels. Je früher Sie mit dem Umdenken beginnen, desto besser - egal wie klein der individuelle Beitrag erscheint.
  4. Kommunikation ist alles. Sprechen Sie über Ihre Erfahrungen, Ihre innovativen Ansätze, Ihre Erfolge. Ganz wichtig: Vor allem aus kommunizierten Fehlern lernen alle!

 

Ein wirklich empfehlenswertes Ziel für Unternehmen und Besucher*innen jedes Alters: Hier geht's zur Website von metabolon

Ein herzliches Dankeschön an Annette Göddertz, die uns kompetent und herzlich durch den Tag begleitete und auf jede Frage eine Antwort wusste!