Viertes Netzwerktreffen
Transdisziplinarität über den Dächern von Düsseldorf

© Projektträger Jülich (PtJ)

Am 4. September 2025 fand das vierte Netzwerktreffen der Digi-Sandbox.NRW statt. Das weckte Erinnerungen an den Beginn der Netzwerkarbeit, denn auch das erste Netzwerktreffen fand in der 21. Etage des NRW-Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf statt. Die beeindruckende Aussicht auf die Umgebung bot ersten Gesprächsstoff. Doch um einen Mangel an Themen brauchten wir uns an diesem Tag wirklich keine Sorgen zu machen.

 

Wie Circular Economy Reallabore beeinflusst

Nach der Begrüßung durch die Netzwerk-Koordinatorinnen Marie-Pierre Giesecke (PtJ) und Jennifer Gerwing (MWIKE) stellten sich verschiedene Reallabore unseres Netzwerks vor. Annette Göddertz von :metabolon machte den Anfang und schilderte mit Begeisterung, wie aus einer ehemaligen Mülldeponie in Lindlar ein ideenreicher Innovationsstandort geworden ist.  

Vortrag: :metabolon von Anette Göddertz
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Wolfgang Grüne stellte den Altmarktgarten in Oberhausen vor. Dort wurde ein nachhaltiges Gewächshaus auf einem Gebäudedach errichtet. Eine sinnvolle und innovative Raumnutzung – doch Vorsicht: Wenn der Aufzug mal nicht funktioniert, ist Schweißarbeit angesagt. Mit seinem authentischen Vortrag regte Wolfgang Grüne nicht nur die Neugier auf das Projekt, sondern auch den Appetit auf Erdbeeren an. 

Vortrag: Altmarktgarten Oberhausen von Wolfgang Grüne
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Zum Thema „Nachhaltiges Bauen“ referierte Prof. Dr.-Ing. Eike Musall. Er betonte die Bedeutung von Stoffkreisläufen und Lebenszyklen von Baumaterialien. In seinem Projekt wurde ein nachhaltiges Haus von Student*innen geplant und errichtet. Nach der Teilnahme an internationalen Wettbewerben wurde das Haus als Reallabor an einem Standort errichtet und für ein Jahr bewohnt. Dabei traten kleinere Fehlplanungen wie beispielsweise weiße Gardienen, die sich an Lehmziegeln durch den Wind braun färbten. Vor allem solche Fehler sind wertvolle Erfahrungswerte, die wichtige Erkenntnisse für zukünftige Projekte und Reallabore liefern. 

Vortrag: Reallabore für Nachhaltiges Bauen von Eike Musall

Die anschließende Kaffeepause wurde für einen regen Austausch genutzt. 

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Erforschung sozialer Strukturen und Prozesse durch Reallabore

Danach richteten wir unseren Blick nach Wuppertal. Dr. Franziska Stelzer (Wuppertal Institut) und Dr. Paula Quentin (Stadt Wuppertal) erläuterten, wie hier gesellschaftliche Herausforderungen im Bauen und Wohnen adressiert werden, die sich aus Klima- und Ressourcenkrisen, aus sich verändernden Wohnbedürfnissen und Ansprüchen an die Flächennutzung ergeben. Ihr Projekt SInBa stellt vor allem die Frage: Wie können durch konkretes Handeln, Denken und Organisieren klimagerechtes Bauen und Wohnen gefördert werden?

Vortrag: SInBa von Franziska Stelzer u. Paula Quentin
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Als nächstes stellte sich das SUNriseLab vor. Lara Abrahamczik von der Fachhochschule Münster und Fady Guirgis von der Katholischen Fachhochschule fokussierten sich auf die Fragestellung wie wir Ideen, Handlungsweisen und Praktiken eines nachhaltigeren Umgangs mit Ressourcen (z.B. Circular Economy) an Hochschulen implementieren können. 

Vortrag: SUNriseLab von Lara Abrahamcizk
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Ebenfalls spannend war die Frage, die Frau Prof. Dr. Klöckler von der Hochschule Bochum im nächsten Vortrag aufwarf: Wann handelt es sich eigentlich um ein Reallabor und wann wird ein vom Gesetz vorgesehener Ermessensspielraum genutzt? Sie ist überzeugt, dass Mut nötig ist, um Experimente anzustoßen und umzusetzen. Damit mehr Menschen mutig werden, wäre eine andere Fehlerkultur hilfreich. Sie schlägt vor, den besten Fehler des Jahres zu prämieren – also Fehler zu feiern. Diese Idee nehmen wir gerne auf.

Vortrag: Reallabore als Ort und Methode transdisziplinärer Prozesse von Heike Köckler

Neuigkeiten der Bundesseite

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Nach der verdienten Mittagspause ging es im letzten Vortrag um den bundesweiten Rahmen für Reallabore. Laut Lara Essig (Geschäftsstelle Reallabore, BMWE) ist es eine wichtige Aufgabe, Experimentierklauseln anwenderfreundlich zu formulieren. Anknüpfend an die Berichte des Bundes aus den letzten Jahren, berichtete Frau Essig, dass nach der Konsultation im Jahre 2023 zum Reallabore-Gesetz, im August ein Ideenwettbewerb des Bundes zu Experimentierklauseln für Bürokratieabbau und Verfahrensvereinfachungen durchgeführt wurde. Im letzten Jahr wurde auf Bundesebene der Experimentierklausel-Check in der Gesetzgebung eingeführt. Das heißt, bevor ein neues Gesetz erlassen wird, ist jedes Ressort angehalten zu prüfen, ob eine Experimentierklausel in das Gesetz aufgenommen werden kann. Gespannt erwarten wir den digitalen Prüfassistenten, der ab Mitte September frei zugänglich zur Verfügung stehen soll und hoffentlich auch in NRW zum Einsatz kommen wird. 
Lara Essig stellte auch das Reallabore-Innovationsportal vor, dass seit Mai 2025 in Betrieb ist. Diesen Monat werden auch die Fachgruppen ihre Arbeit aufnehmen.

Vortrag: Reallabore BMWE von Lara Essig

Networking zum Ausklang

Den anschließenden lockeren Ausklang unserer Veranstaltung nutzten die Teilnehmenden für weitere angeregte Gespräche und Fragen.

An diesem Tag durften wir erneut feststellen: Die Reallabore in NRW sind lebendige Innovationstreiber. Was wir heute mitnehmen, kann wie folgt zusammengefasst werden:

  1. Dem positiven Feedback zu unserem Treffen konnten wir entnehmen, dass neue Kontakte entstanden sind, Vernetzung den Horizont erweitert und das Entstehen neuer Ideen fördert.
  2. Fehler sind Teil des Prozesses und ermöglichen es, aus ihnen zu lernen. Wir setzen uns für die Förderung einer offenen Fehlerkultur ein.
  3. Reallabore sollten möglichst mit verschiedensten Akteur*innen, Communities und unter Einbindung der Politik umgesetzt werden. Denn komplexe Herausforderungen können nur unter Einbindung von Know-how aus allen Bereichen gelöst werden.  Transdisziplinarität ist damit ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche Erprobung.
  4. Und schließlich braucht es Kreativität und Mut die innovativen Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen.

 

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Vielen Dank an alle Mitwirkenden und Teilnehmenden, viel Erfolg bei der Umsetzung der vorgestellten Reallabore und auf ein baldiges Wiedersehen!